Wau ist tot - ein Nachruf

Waus Spezialität war, Worte, Gedanken und Gefühle auseinanderzunehmen, detailgenau anzuschauen und mit viel Herz und Hirn damit zu spielen. Ein Nachruf...

Wau war ein besonderer Mensch, jemand, der ein großes Loch hinterläßt. Wau war so vieles und vieles ist bereits über ihn gesagt worden - Haus- und Hofphilosoph, Erfinder, Freidenker...

Aber eins fehlt noch - er war ein herzensguter und so liebenswerter Mensch. Er wurde - und wird - geliebt, nicht nur, aber auch, von mir.
Er wußte, was Liebe bedeutet und er gab sie von Herzen. In aller Freiheit, so, wie es nur ein großer Mensch kann.

Wenn ich an Wau denke und Abschied nehme, fallen mir so viele Details ein. Wau waren Details wichtig und er kümmerte sich auch darum.

Wau, wie er darauf achtet, daß das Jugendhaus eine Küchenecke hat und daß dort Kräuterquark statt Plastikessen gemacht wurde.
Sein Bericht vom ersten Treppensteigen eines kleinen Mädchens und es war ein wichtiges Ereignis.
Die Freude, morgens eine neue Mail von ihm zu finden.
Unsere Streits und anschließend die Versöhnung.
Die Freude über freche Spatzen und Wachholderpfannkuchen mit Stiel.
Gemeinsam Kuchen backen und weil wir die Hälfte meiner Schwester geschenkt hatten, stellten wir ihn beim Vollmondfest vor einen Spiegel.
Wie schön es war, wenn er abends mit dem Zug kam und ich ihn abholte und erstmal umarmte, er war bepackt mit Riesentaschen, weil er immer soviel Papier mit sich rumtrug.
Wau, der mir immer eine Gute-Nacht Geschichte am Telefon erzählte, wenn ich nicht schlafen konnte...
Gemeinsam in Köln beschließen, daß diesen eingebildeten Museumswärtern die Uniform weggenommen gehört und beim Anblick der beiden Herren loslachen,
beim Vollmondfest am Lagerfeuer sitzen,
mitten in der Nacht nach Berlin fahren, weil Tron tot ist,
kaltes, verschneites Berlin,
morgens Zeitung holen und beim Kaffee mit Ingwer lesen,
Weihnachten in den Clubräumen, die zum ersten Mal im Winter dank 120 Teelichten warm wurden...

So vieles war schön und so vieles hatten wir noch vor, es schien immer noch Zeit zu sein... Das letzte Mal, als wir uns verabschiedeten, meinte Wau "schade, es war so kurz" und ich meinte traurig "ja. Aber das nächste Mal".
Das nächste Mal war im Krankenhaus.

Wau, Du fehlst mir.

Mel